Lehre
Lehrprojekte
Comicforschung.NRW bietet Lehrenden und Studierenden Ressourcen für die Auseinandersetzung mit Comics, Manga, Graphic Novels und weiteren Formen sequentieller Kunst. Das von dem fächer- und standortübergreifenden Netzwerk Comicforschung am Rhein [Link: https://www.comicforschung-rhein.hhu.de] entwickelte Angebot richtet sich an Studierende und Lehrende in Geistes- und Kulturwissenschaften sowie der fachdidaktischen Ausbildung. Wir gehen dabei auf ein erkennbar wachsendes Interesse an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den genannten Kunstformen ein. Das interdisziplinäre Projekt stellt Analyseverfahren zu Elementen wie Sprechblasen, Panels und Cartoonbildern vor und führt in Forschungsansätze sowie die vielfältige Geschichte des graphischen Erzählens ein. Dabei bildet das behandelte Material die Kunstform umfassend und interdisziplinär ab. Studierende und Lehrende erwerben auf diese Weise vielfältige Kompetenzen zur komplexen Text-und-Bild-Medienanalyse, Repräsentationskritik und Diskussion populärer Kulturen und Fanszenen. Die Ressource umfasst abgeschlossene digitale Lehrveranstaltungen, Selbstlerneinheiten und modularisierte, in die Lehre integrierbare Inhalte. Alle Elemente sind flexibel auf Online- und Präsenzlehre ausgerichtet und für Blended Learning konzipiert.
Die Germanistik #StudyHacks stellen den Bachelor-Studierenden der Germanistik ein ePropädeutikums (u.a. mit Video-Tutorials, interaktiven Präsentationen, Text- und Bildformaten) zur Verfügung, das ihnen den Einstieg in das Studium erleichtern soll, indem es ihnen die Universität als Ort für forschendes Lernen vorstellt. Bereits in der Studieneingangsphase werden die Studierenden mit der wissenschaftlichen Praxis vertraut, die sie umgibt und die sie ebenfalls bestrebt sind zu praktizieren. Mit dem ePropädeutikum wird den Studierenden eine Hilfestellung geboten, die den Einstieg in die Universität als Lernraum erleichtert, fachübergreifend gültige Grundlagen vermittelt und zugleich die Verzahnung der einzelnen Fachbereiche der Germanistik verdeutlicht.
Beiträge der Studierenden werden im Internet auf einem eigens für das Projekt eingerichteten Blog öffentlich zugänglich gemacht. Zudem erhalten die Studierenden die Möglichkeit, die besten dieser Präsentationen auf einer wissenschaftlichen Tagung in Form von Kurzvorträgen vorzustellen. Fachlich besonders gelungene Arbeiten werden in den Tagungsband aufgenommen.
Der Einsatz des Voting-Systems »Edi-Vote« in der Vorlesung »BM II-1 Einführung in die Literaturwissenschaft« erlaubt es, während der Vorlesung Fragen zum behandelten Stoff zu stellen, die die Studierenden über ein Eingabegerät beantworten können; die Verteilung der Antworten lässt sich in der Powerpoint-Präsentation anzeigen.
Die spezifische Situation in dieser Vorlesung ist zum einen durch die relativ hohe Hörerzahl (ungefähr 200 Studierende), zum anderen durch das sehr stark divergierende Vorwissen der teilnehmenden Studierenden gekennzeichnet. Der Einsatz des Voting-Systems reagiert auf diese Rahmenbedingungen, da allen teilnehmenden Studierenden die Möglichkeit gegeben wird, ihren jeweiligen Lernfortschritt zu überprüfen und unter Wahrung der Anonymität den eigenen Wissensstand zu erkennen und mit dem der anderen Studierenden zu vergleichen. Gleichzeitig erhält der Dozent einen Einblick in den Wissensstand der Studierenden und bekommt somit die Möglichkeit, die Vorlesungsinhalte flexibel an die Bedürfnisse der Studierenden anzupassen.
Vorlesungen
Wann beginnt eigentlich die Neuere deutsche Literatur und inwiefern unterscheidet sie sich von der Literatur des Mittelalters? In welchem Zusammenhang steht die Literaturgeschichte mit der Zeitgeschichte, mit den großen geschichtlichen Verwerfungen des Dreißigjährigen Kriegs, der Französischen Revolution und der beiden Weltkriege, aber auch mit dem sich wandelnden Alltagsleben der Menschen? Welche Rolle spielen die Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen von Literatur, die sich im Zuge der medialen Innovationen vom Buchdruck bis zum Internet immer wieder grundlegend verändern? In welchem Spannungsverhältnis stehen programmatische Entwürfe und literarische Texte? Diese und viele andere Fragen möchte die Vorlesung Literaturgeschichte beantworten, indem sie einen strukturierten Überblick über die Geschichte der Neueren deutschen Literatur von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart bietet und dabei Epochen von Barock, Aufklärung, Sturm und Drang über Klassik, Romantik und Realismus bis hin zur Moderne und Gegenwartsliteratur beleuchtet. Die Analysen der einzelnen Entwicklungsphasen anhand exemplarischer Textbeispiele sollen ein Problembewusstsein sowohl für Kontinuitäten als auch für Diskontinuitäten schaffen, so dass die Literaturgeschichte insgesamt als ein komplexes, aber systematisierbares Beziehungsgeflecht verstanden werden kann.
Die gemeinsam von den Universitäten Bonn, Düsseldorf, Essen und Köln und dem Netzwerk Comicforschung am Rhein (https://www.comicforschung-rhein.hhu.de/) getragene interdisziplinäre Ringvorlesung zur Comicforschung setzt sich in diesem Jahr mit Fragen zur Zeit im Comic auseinander. Die Vorlesung stellt einschlägige Verfahren der Comicanalyse, Stationen der Comicgeschichte und besonders interessante Kunstwerke im Genre vor und fragt dabei immer wieder nach aktuellen Forschungsperspektiven zur graphisch dargestellten Zeit, aber auch zu weiteren temporalen Dimensionen von Comics, von der Serialität über den Umgang mit historischen Kontexten bis hin zur Produktions- und Lesezeit sowie direkten Thematisierungen von Zeit.
Die Ringvorlesung „Aktuelle Fragen der Comicforschung: Räume“, die das Netzwerk „Comicforschung am Rhein“ im Sommersemester 2022 erstmals online an den Universitäten Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg/Essen veranstaltet, hat sich das Ziel gesetzt, Diskussionen zu Inhalten und Methoden der Forschung zur sequentiellen Kunst aufzunehmen. Die Veranstaltung, die aus einer Reihe von Vorlesungen und Kolloquien besteht, richtet sich an Studierende aus den verschiedenen Philologien und kultur- sowie medienwissenschaftlichen Disziplinen. In diesem Semester wollen wir Räume in Comics aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven und anhand exemplarischer Beispiele diskutieren.
Darstellende und dargestellte, wirkliche und erfundene Räume sind für Comics in verschiedenen Weisen relevant: Bereits das einzelne Panel verweist auf Räume, die Gestaltung der Seiten folgt räumlichen und architektonischen Gestaltungsprinzipien, und die Handlung konstituiert sich zu einem wesentlichen Teil über die Bewegung der Figuren durch Räume, die sinnstiftend und orientierend sind oder einen labyrinthischen Charakter aufweisen. Zur Analyse dieser Phänomene bieten sich Theorien zu Raumkonzeptionen und Raumkonfigurationen an, die seit dem spatial turn in verschiedensten Disziplinen Berücksichtigung finden: Räume werden nicht mehr als ausschließlich physisch-territoriale, sondern als relationale, symbolisch codierte und gesellschaftlich konstruierte Konzepte aufgefasst. In den letzten Jahrzehnten haben sich in den Kulturwissenschaften Konzepte wie Heterotopien (Michel Foucault), Erinnerungsorte (Pierre Nora), Dritter Raum (Homi Bhabha) und Nicht-Orte (Marc Augé) als besonders geeignete Instrumente etabliert, um die symbolische Dimension und den Konstruktionscharakter von Räumen offenzulegen und kritisch zu analysieren.
Wann beginnt eigentlich die Neuere Deutsche Literatur und inwiefern unterscheidet sie sich von der Literatur des Mittelalters? In welchem Zusammenhang steht die Literaturgeschichte mit der Zeitgeschichte, mit den großen geschichtlichen Verwerfungen des Dreißigjährigen Kriegs, der Französischen Revolution und der beiden Weltkriege, aber auch mit dem sich wandelnden Alltagsleben der Menschen? Welche Rolle spielen die Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen von Literatur, die sich im Zuge der medialen Innovationen vom Buchdruck bis zum Internet immer wieder grundlegend verändern? In welchem Spannungsverhältnis stehen programmatische Entwürfe und literarische Texte? Diese und viele andere Fragen möchte die Vorlesung Literaturgeschichte beantworten, indem sie einen strukturierten Überblick über die Neuere Deutsche Literaturgeschichte von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart bietet und dabei Epochen von Barock, Aufklärung, Sturm und Drang über Klassik, Romantik und Realismus bis hin zur Moderne und Gegenwartsliteratur beleuchtet. Die Analysen der einzelnen Entwicklungsphasen anhand exemplarischer Textbeispiele sollen ein Problembewusstsein gleichermaßen für Kontinuitäten wie für Diskontinuitäten schaffen, so dass die Literaturgeschichte insgesamt als ein komplexes, aber systematisierbares Beziehungsgeflecht verstanden werden kann.
In der jüngeren Vergangenheit steht die Diskussion über Migration und Krieg neben den Fragen zum Schutz der Umwelt in Deutschland wie in anderen europäischen Staaten im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Vor diesem Hintergrund organisieren die Vertreterinnen und Vertreter der interdisziplinären Arbeitsgruppe »Graphisches Erzählen« der Philosophischen Fakultät erstmals eine Ringvorlesung, in der renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Beschäftigung mit Migration und Krieg in Graphischen Erzählungen (Graphic Novel, Bande dessinée, Novela gráfica) analysieren. Hierbei sollen nicht nur inhaltliche Positionierungen der Autorinnen und Autoren, sondern auch mediale Besonderheiten angesprochen werden, wenn es etwa darum geht, das Grauen des Krieges und die Leiden der Flucht graphisch aufzubereiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Gelegenheit, in einer Übung, die regelmäßig in der auf die Fachvorträge folgenden Woche angeboten wird, gemeinsam mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe »Graphisches Erzählen« die Themen der Fachvorträge zu vertiefen und zu diskutieren.
Programm
09. Oktober: Auftaktvorlesung
16. Oktober: Prof. Dr. Christine Gundermann (Köln). »Comics im Krieg oder eine kleine Geschichte vom Krieg im Comic«
23. Oktober: Übung
06. November: Prof. Dr. Dietrich Grünewald (Koblenz-Landau). »Der Traum vom besseren Leben. Das Thema Migration im Comic«
13. November: Übung
20. November: Dr. Michael Heinze (Düsseldorf). »›What happens in the gutter?‹ – Formale Aspekte in Joe Saccos Journalism«
27. November: Übung
04. Dezember: PD Dr. Marina Ortrud Hertrampf (Regensburg). »Harraga en bande dessinée: Mittelmeer-Flüchtlinge in frankophonen Comics und Graphic Novels«
11. Dezember: Übung
08. Januar: Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (RUB). »Ziviles Leben in Kriegszeiten. Graphische Erzählungen aus dem Alltag der Weltkriege«
15. Januar: Übung
22. Januar: Prof. Dr. Stephan Köhn (Köln). »Das Schicksal der Vertriebenen – Manshûkoku und das Ende der Kolonialpolitik in Satonaka Machikos Mädchenmanga ›Und morgen strahlt wieder die Sonne‹ (Ashita kagayaku, 1974)«
29. Januar: Übung
Die Vorlesung möchte die wichtigsten Konzepte zur Analyse und Interpretation der drei Grundgattungen Lyrik, Drama und Epik vorstellen. Grundlagen der Metrik und Rhetorik, der Dramenanalyse sowie der Narratologie werden dabei im Mittelpunkt stehen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf Untergattungen gelegt, die sich innerhalb der deutschsprachigen und europäischen Literaturgeschichte durch eine beständige Verwendung auszeichnen – wie das Sonett, die Tragödie oder die Novelle –, um Kontinuitäten und Brüche innerhalb dieser Gattungstraditionen sichtbar zu machen. Allen Teilnehmern wird dringend die Anschaffung und Lektüre von Goethes Werken Faust I und Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten empfohlen, da diese besonders häufig als Beispiele herangezogen werden.
Seminare
Die Neigung zu Sprachkritik und Sprachexperiment, die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Österreichs und dem affirmativen Heimatbegriff, der die Identitätsdiskurse des ›Alpenstaats‹ nach wie vor stark prägt, sowie die oftmals psychoanalytisch inspirierte Auseinandersetzung mit menschlichen Extremsituationen lassen sich als wiederkehrende Themenfelder und Merkmale der österreichischen Literatur der letzten Jahrzehnte benennen. An diesen partizipieren auch die Texte der jüngsten Generation der nach 1980 geborenen österreichischen Autor*innen, die in den letzten Jahren aus dem Schatten der dominierenden österreichischen Schriftsteller*innen des späten 20. Jahrhunderts – Bachmann, Handke, Bernhard, Jelinek – hervorgetreten ist. Im Mittelpunkt der Seminararbeit sollen die grotesk-surrealistischen Erzählungen aus den beiden Bänden Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes (2011) und Der Trost Runder Dinge (2019) von Clemens J. Setz stehen, der spätestens seit der Verleihung des Büchner-Preises 2021 zu den renommiertesten Autor*innen seiner Generation zählt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die österreichischen Gegenwartsautorinnen, wobei wir uns insbesondere mit Raffaela Edelbauers Anti-Heimatroman Das flüssige Land (2019) sowie Stefanie Sargnagel und den Autorinnen aus dem Umfeld der feministischen ›Burschenschaft‹ Hysteria beschäftigen werden.
Die einzige Begegnung Heines mit Goethe 1824 in Weimar blieb ein weitgehend folgenloses Ereignis: Zu groß war die Distanz zwischen dem olympischen Goethe und dem jungen Heine, der gerade seinen ersten Gedichtband veröffentlicht hatte. Gleichwohl ist die (kritische) Auseinandersetzung mit den Werken Goethes und Schillers für Heine genauso prägend wie sein ambivalentes Verhältnis zur Romantik. In „Die Romantische Schule“ legt Heine den Maßstab der politischen Wirksamkeit an das Werk der beiden Klassiker: Die „Goetheschen Meisterwerke […] zieren unser teueres Vaterland, wie schöne Statuen einen Garten zieren, aber es sind Statuen. Man kann sich darin verlieben, aber sie sind unfruchtbar: die Goetheschen Dichtungen bringen nicht die Tat hervor, wie die Schillerschen.“ Heine geht sogar so weit, im politischen Indifferentismus, den er bei Goethes Werken diagnostiziert, eine der Ursachen für die Erstarrung Deutschlands während der Restaurationszeit zu sehen. In der Gegenüberstellung des (vermeintlich) politisch indifferenten Goethe und des (vermeintlich) revolutionären Schiller manifestiert sich die Grundspannung zwischen Autonomieästhetik und Engagement, die nicht zuletzt Heines eigenes Werk kennzeichnet. Ausgehend vom Ersten Buch von „Die Romantische Schule“, in dem Heine Klassik und Romantik unter dem Begriff der „Kunstperiode“ subsummiert, soll seine Beschäftigung mit der Weimarer Klassik anhand der vier Dimensionen Mythos, Geschichtsphilosophie, Autobiographie und Identität/Alterität nachgezeichnet werden. Dabei werden essayistische Texte Heines („Verschiedenartige Geschichtsauffassung“, „Die Götter im Exil“), seine Lyrik (Nordsee-Zyklus, Historien) und die Reisebilder im Mittelpunkt stehen.
In dem Maße, wie Comickünstler*innen nachweisen konnten, dass der von manchen geäußerte Trivialitätsverdacht gegenüber dem Medium unbegründet ist, verbreiteten sich Graphic Novels, die auch andere Leserschaften als Kinder, Jugendliche und Comic-Nerds ansprechen sollen. Zu den Strategien der Verlage zählt es auch, einem wachsenden Publikum „Klassiker” der Literatur als Comics anzubieten. Graphic Novels sind daher inzwischen ein wichtiges Marktsegment geworden, so dass es naheliegt, entsprechende Titel aus einer intertextuellen und intermedialen Perspektive in den Blick zu nehmen. Wie gelingt es, Inhalt, Form und Stil bekannter Werke der „Höhenkammliteratur” als Graphic Novels zu präsentieren? Ist ein solcher Transfer überhaupt möglich oder gewünscht? Wie weit entfernt sich das Text-Bild-Kunstwerk vom Literaturklassiker? Waren derartige Experimente erfolgreich? Zugleich wäre die Frage zu stellen, ob Graphic Novels aufgrund der ihnen eigenen medialen Hybridität Ausdrucksformen bereithalten, die über die Möglichkeiten reiner Textwerke hinausgehen. In unserem interdisziplinären Seminar wollen wir Adaptionen von „Klassikern” der deutschsprachigen, französischen, spanischen und italienischen Literatur behandeln.
An den Texten Franz Kafkas haben Literaturwissenschaftler*innen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die unterschiedlichsten literaturtheoretischen Ansätze von der Hermeneutik bis zur Dekonstruktion erprobt. Die ziemlich genau ein Jahrhundert später entstandenen Texte des österreichischen Gegenwartsautors Clemens J. Setz wurden aufgrund ihres grotesken und absurden Charakters von der Literaturkritik häufig mit Kafka in Verbindung gebracht. Den Gegenstand der Seminararbeit sollen kürzere Erzählungen von Kafka und Setz bilden, wobei die Darstellung körperlicher und seelischer Grenzerfahrungen, die Geschlechterkonstruktionen und das Mensch-Tier-Verhältnis thematische Schwerpunkte bilden werden. In theoretischer Hinsicht werden wir deshalb insbesondere auf die psychoanalytische Literaturinterpretation, die Gender Studies und die Human Animal Studies rekurrieren.
Die menschlichen Lebensphasen sind Ergebnis einer sozialen Konstruktion und somit auch einem geschichtlichen Wandel unterzogen. Dies gilt insbesondere für die Kindheit: Galten Kinder lange Zeit als „kleine Erwachsene“, wird ab dem 17. Jahrhundert die Kindheit zunehmend als eigenständiger Abschnitt der menschlichen Entwicklung wahrgenommen. Diese Entwicklung soll im Seminar anhand eines Textkorpus nachvollzogen werden, das von der Barockzeit bis zur Gegenwart reicht. Unser Ausgangspunkt werden das jeweils 1. Buch von Grimmelshausens „Simplicissimus Teutsch“ und Philipp Moritz‘ „Anton Reiser“ sein, die eine Kindheit zur Zeit des Dreißigährigen Krieges bzw. unter den prekären sozialen Bedingungen des 18. Jahrhunderts schildern. Eine Schlüsselstellung kommt der Romantik zu, in der die Kindheit eine enorme Aufwertung erfährt und als Inbegriff einer ursprünglichen Einheit des Menschen mit der Natur verklärt wurde, auf deren Wiederherstellung die romantische Poetik abzielt. Weitere Stationen werden die literarische Darstellungen von Kindheiten in den autoritären politischen Systemen des 20. Jahrhunderts sein (Ingeborg Bachmann: „Jugend in einer österreichischen Stadt“; Judith Schalansky: „Blau steht dir nicht“) sowie Kindheitsdarstellungen in der Gegenwartsliteratur (Clemens J. Setz: „Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes“).
Die koloniale Unterwerfung weiter Teile der Erde durch die europäischen Mächte vollzog sich vor allem im ‚langen‘ 19. Jahrhundert zwischen der Französischen Revolution und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Während Frankreich neben Spanien und England schon früh zu den führenden Kolonialmächten zählte, artikulierte das ‚verspätete‘ Zweite Deutsche Kaiserreich erst in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg seinen imperialistischen Anspruch. Die Untersuchungen des Literaturwissenschaftler Edward Said zum Orientalismus haben den Blick dafür geschärft, dass diese geopolitische Entwicklung mit der Ausbildung eines hochgradig asymmetrischen Diskurses über das ‚Eigene‘ und ‚Fremde‘ einherging, in dem die kolonialisierten Völker zum Objekt eines westlich-europäischen Beschreibungssystem wurden. Die westliche Perspektive auf den Orient wird von einer komplexen Mischung aus Faszination und Abscheu vor dem Fremden bestimmt, zu dem der eigene Anspruch hinzutritt, den Fortschritt in wissenschaftlich-technologischer, kultureller und sogar moralischer Hinsicht zu verkörpern. Diesen Diskurs affirmiert, kritisiert und subvertiert die französische und deutschsprachige Literatur des 19. Jahrhundert, wie im Seminar anhand einer Auswahl von Texten gezeigt werden soll. Für die Analysen eigenen sich insbesondere Victor Hugo (Les orientales), Théophile Gautier (Le roman de la momie), Gérard de Nerval (Voyage en Orient), Pierre Loti (Aziyadé), Heinrich Kleist (Die Verlobung in St. Domingo), Heinrich Heine (Der weiße Elefant, Das Sklavenschiff) und Gottfried Keller (Pankraz, der Schmoller). Der Blick in die Literatur soll ergänzt werden durch die Besprechung von Orientdarstellungen in der Malerei und Fotographie. Da nicht alle französischen Texte in Übersetzung vorliegen, sollten Studierende der Germanistik im Idealfall über Basiskenntnisse des Französischen verfügen.
Die literarische Moderne, die im engeren Sinn von 1890 bis 1918 reicht, ist eine Phase literarischer Experimente, in denen neue Formen erprobt und alte Formen mit neuen Ausdrucksmöglichkeiten belebt werden. Die Epochenbezeichnung „literarische Moderne“ ist dabei letztlich nur ein Hilfsausdruck, der so gegensätzliche Strömungen wie den Naturalismus, den Symbolismus und den Expressionismus umfasst, die das gesamte Spektrum von der politisch engagierten Literatur bis zum Ästhezismus abdecken. Im Seminar werden wir uns schwerpunktmäßig mit der Wiener Moderne (Schnitzler, Hofmannsthal) beschäftigen, in der nicht zuletzt unter dem Einfluss der von Sigmund Freud entwickelten Psychoanalyse der Darstellung seelischer Vorgänge eine besondere Bedeutung zukommt. Einen weiteren Schwerpunkt wird die Sonettistik der Zeit bilden, die zum Gegenstand eines Spiels mit überlieferten Formen wird.
In den Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-östlichen Divans unterscheidet Goethe »drei echte Naturformen der Poesie: die klar erzählende, die enthusiastisch aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos, Lyrik und Drama«. Auch wenn die Vorstellung von »Naturformen« aus einer modernen Perspektive, die Literaturgattungen als Konstruktionen auffasst, problematisch erscheinen muss, hat sich Goethes Dreiteilung bis in die Gegenwart erhalten. In dem Seminar werden wir uns mit den Literaturgattungen der Goethezeit (Sturm und Drang, Weimarer Klassik und Romantik) beschäftigen und dabei den Fokus auf die verschiedenen Formen lyrischen Schreibens richten: auf die in freien Metren verfassten Gedichte des Sturm und Drang, auf die Sonettistik, auf die Imitationen antiker Metrik sowie auf die philosophische Lyrik der Klassik und Romantik. Die Beschäftigung mit der Ballade als Vereinigung der drei »Naturformen« wird zum Dramen- und Epikteil des Seminars überleiten, in denen mit Schillers Die Räuber und Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten exemplarische Texte der Goethezeit im Zentrum der Seminararbeit stehen werden.
Als Gegenentwurf zum Fortschrittsoptimismus der Aufklärung bilden sich seit dem 19. Jahrhundert in der Literatur und in anderen Künsten dystopische und apokalyptische Narrative heraus. Der idealtypischen Gesellschaftsordnung der Utopie stellen Dystopien zukunftspessimistische Szenarien entgegen, deren zentrale Merkmale – scharfe Klassengegensätze, totalitäre Regime, repressive Überwachungsapparate – als kritische Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen gesellschaftlichen Tendenzen zu verstehen sind. Apokalypsen hingegen richten den Fokus auf den Zerfall jeglicher gesellschaftlichen Ordnung und stellen die Protagonist*innen vor die Aufgabe, ihr bloßes Überleben sicherzustellen. Die Interpretation und Analyse von Arno Schmidts Schwarze Spiegel (1951), Christian Krachts Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten (2008) sowie Juli Zehs Corpus Delicti (2009) werden die Gelegenheit bieten, verschiedene literaturwissenschaftliche Theorien wie die Raumtheorie und die Diskursanalyse zu erproben. Um die mediale Perspektive zu erweitern, werden wir auch Nicolas Mahlers Adaption von Schwarze Spiegel als Graphic Novel (2021) sowie die dystopische Fernsehserie Black Mirror (2011ff.) in die Seminararbeit einbeziehen.
Die 1911 erschienene Novelle Der Tod in Venedig über den alternden Schriftsteller Gustav von Aschenbach zählt zu den bekanntesten und am häufigsten interpretierten Texten Thomas Manns und hat in Corona-Zeiten aufgrund der Thematisierung der Cholera-Epidemie eine besondere Aktualität gewonnen. Im Seminar soll jedoch die produktive Rezeption der Novelle im Vordergrund stehen. Neben der Verfilmung durch Luciana Visconti werden wir uns dabei auch mit Manns später Novelle Die Betrogene beschäftigen, die in Düsseldorf spielt und das ›weibliche‹ Gegenstück zu dem früheren Text darstellt. Bereits durch ihren Titel sind zudem Wolfgang Koeppens Der Tod in Rom sowie Geoff Dyers Sex in Venedig, Tod in Varanasi auf Manns Novelle bezogen. Während in Koeppens Roman die Künstlerproblematik zum Ausgangspunkt einer kritischen Analyse der Mentalitäten im Nachkriegsdeutschland wird, transformiert Dyers parodistischer Text den Nietzscheanischen Gegensatz des Apollinischen und des Dionysischen zum Freudianischen Grundkonflikt der beiden Urtriebe Eros und Thanatos.
In den Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-östlichen Divans unterscheidet Goethe »drei echte Naturformen der Poesie: die klar erzählende, die enthusiastisch aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos, Lyrik und Drama«. Auch wenn die Vorstellung von »Naturformen« aus einer modernen Perspektive, die Literaturgattungen als Konstruktionen auffasst, problematisch erscheinen muss, hat sich Goethes Dreiteilung bis in die Gegenwart erhalten. In dem Seminar werden wir uns mit den Literaturgattungen der Goethezeit (Sturm und Drang, Weimarer Klassik und Romantik) beschäftigen und dabei den Fokus auf die verschiedenen Formen lyrischen Schreibens richten: auf die in freien Metren verfassten Gedichte des Sturm und Drang, auf die Sonettistik, auf die Imitationen antiker Metrik sowie auf die philosophische Lyrik der Klassik und Romantik. Die Beschäftigung mit der Ballade als Vereinigung der drei »Naturformen« wird zum Dramen- und Epikteil des Seminars überleiten, in denen mit Schillers Die Räuber, Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater, Goethes Novelleund E.T.A. Hoffmanns Der goldne Topf exemplarische Texte der Goethezeit im Zentrum der Seminararbeit stehen werden.
(Alp)traumhafte Szenarien, hypertrophe Bürokratien und verzerrte Räume – die Texte Franz Kafkas und die graphischen Erzählungen Marc-Antoine Mathieus weisen viele Gemeinsamkeiten auf, die Mathieu bereits im Titel seiner sieben Bände umfassenden Reihe Jules Corentin Acquefacques, prisonnier des rêves (dt. Jules Corentin Acquefacques, Gefangener der Träume) explizit gemacht hat: Der Nachname des Protagonisten Acquefacques ist ein Palindrom von Kafka. In dem Seminar, das sich gleichermaßen an Master-Studierende der Germanistik und Romanistik richtet, sollen die Werke Kafkas und Mathieus nicht nur in ihrer Eigenheit, sondern auch in einer vergleichenden Perspektive analysiert werden. Dieses Verfahren wird es ermöglichen, das ›Kafkaeske‹ von Mathieus Experimenten mit dem Medium der bande dessinée zu erschließen. Neben den praktischen Analysen, die auf dem Prinzip des close reading aufbauen, richtet sich der theoretische Fokus des Seminars insbesondere auf folgende Themen: Semiotik des Raumes, Analyse von Machtstrukturen, Dimensionen der Intertextualität, Verfahren der Dekonstruktion. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird nahegelegt, an der Online-Tagung »SeitenArchitekturen. Architektur & Raum im Comic« teilzunehmen, die die beiden Dozenten als Teil von icon Düsseldorf (Interdisziplinäres Comicforschungsnetzwerk) vom 6.-8. Mai 2021 mitveranstalten.
Literatur und Photographie stehen seit der Erfindung der Photographie Mitte des 19. Jahrhunderts in einem spannungsreichen Verhältnis der Medienkonkurrenz zueinander. Um dieses Konkurrenzverhältnis zu diskutieren, werden wir uns in dem Seminar schwerpunktmäßig mit Werken von Rolf Dieter Brinkmann, W.G. Sebald, Marlene Streeruwitz und Judith Schalansky beschäftigen, die Photographien in den literarischen Text integrieren. Photographien können in literarischen Texten die unterschiedlichsten Funktionen erfüllen, indem sie diesen gliedern, die Illusion einer Dokumentation erwecken oder Genres wie den Trivialroman parodieren. Ausgehend von theoretischen Schriften über die Photographie (Walter Benjamin, Roland Barthes) wird uns die Photographie zudem als Metapher für Gedächtnis und Erinnerung interessieren.
In den Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-östlichen Divans unterscheidet Goethe »drei echte Naturformen der Poesie: die klar erzählende, die enthusiastisch aufgeregte und die persönlich handelnde: Epos, Lyrik und Drama«. Auch wenn die Vorstellung von »Naturformen« aus einer modernen Perspektive, die Literaturgattungen als Konstruktionen auffasst, problematisch erscheinen muss, hat sich Goethes Dreiteilung bis in die Gegenwart erhalten. In dem Seminar werden wir uns mit den Literaturgattungen der Goethezeit (Sturm und Drang, Weimarer Klassik und Romantik) beschäftigen und dabei den Fokus auf die verschiedenen Formen lyrischen Schreibens richten: auf die in freien Metren verfassten Gedichte des Sturm und Drang, auf die Sonettistik, auf die Imitationen antiker Metrik sowie auf die philosophische Lyrik der Klassik und Romantik. Die Beschäftigung mit der Ballade als Vereinigung der drei »Naturformen« wird zum Epik- und Dramenteil des Seminars überleiten, in denen wir Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten im Spannungsfeld der beiden Erzählgattungen Novelle und Märchen sowie Friedrich Schillers Wilhelm Tell und Ludwig Tiecks Der gestiefelte Kater als Beispiele für das Drama der Weimarer Klassik sowie das (Meta-)Drama der Romantik lesen werden.
Das Kolloquium ist als Forum für Studierende gedacht, die im laufenden Semester ihre Bachelorarbeit im Bereich Neuere Deutsche Literaturwissenschaft schreiben wollen. Es soll die Teilnehmenden dabei unterstützen, Fragestellungen zu entwickeln, über Konzeption und Durchführung der Abschlussarbeit nachzudenken, geeignete Theorien und Methoden der Literaturwissenschaft zu erarbeiten sowie Projekte zu präsentieren und zu diskutieren.
Um den Bedürfnissen der individuellen Arbeitsphasen zu entsprechen, wird das Kolloquium an Terminen stattfinden, die in Absprache mit den Teilnehmenden festgelegt werden.
Der Kulturtheoretikerin Aleida Assmann zufolge war das Verhältnis zwischen Vätern und Söhnen in der Vormoderne zumeist konsekutiv: Der Sohn trat in die Fußstapfen des Vaters. In der Moderne hingegen hat sich das Verhältnis zwischen den Generationen radikal verändert. Die modernen Söhne hören nicht mehr auf ihre Väter, sie setzen sich andere Ziele, suchen nach eigenen Wegen und brechen mit überkommenen Traditionen. Anhand von Texten wie Friedrich Schillers Drama Die Räuber und Franz Kafkas Novelle Die Verwandlung werden wir im Seminar das ab dem 18. Jahrhundert zunehmend konflikthafte Vater-Sohn-Verhältnis beleuchten. Das Seminar führt dabei in die zentralen Gattungen der deutschsprachigen Literatur ein und bereitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so auf den entsprechenden Klausurteil der Modulabschlussprüfung vor.
Das interdisziplinäre Seminar wird vom Interdisziplinären Comicforschungs-Netzwerk (icon) der Philosophischen Fakultät für Studierende der folgenden BA-Studiengänge angeboten: Anglistik, Germanistik, Geschichte, Modernes Japan, Romanistik sowie Transkulturalität. Die Veranstaltung steht auch Studierenden des Masterstudiengangs »Literaturübersetzen« offen. Untersucht werden Verfahren der Übersetzung von Comics, Mangas und Bandes dessinées, wobei »Übersetzung« nicht nur im linguistischen Sinne gemeint ist. Vielmehr soll auch thematisiert werden, wie in den genannten Medien Phänomene des Kulturtransfers dargestellt und kommentiert werden. Für die Studierenden der Romanistik ist geplant, dass sie sich mit den verschiedenen Übersetzungen der »Asterix«-Reihe auseinandersetzen, transkulturelle Prozesse erfassen und hiermit zusammenhängend auch die Optionen der Fremd- und Selbstdarstellung erschließen.
Die Ruine als literarischer Topos steht im Schnittpunkt ästhetischer, architektonischer und geschichtsphilosophischer Diskurse. Das Interesse des 19. Jahrhunderts an diesem Gegenstand lässt sich ideengeschichtlich auf den Historismus zurückführen, der als Rückwendung zur und Bewahrung der Vergangenheit verstanden werden kann, dabei aber dialektisch auf das Fortschrittsdenken dieser Zeit bezogen bleibt. Ausgehend vom Ruinenmotiv in der romantischen Literatur und bildenden Kunst sollen mit Texten wie Johann Wolfgang Goethes Novelle, Adalbert Stifters Hochwald und Die Narrenburg sowie Theodor Storms Zur Chronik von Grieshuus vor allem Novellen und Erzählungen der Goethezeit und des Realismus im Mittelpunkt der Seminararbeit stehen. Die methodische Grundlage dieser Auseinandersetzung werden vor allem Raumtheorien sowie die Konzeption des kulturellen Gedächtnisses bilden. Kontrastierend sollen zum Abschluss zudem Texte der Nachkriegszeit in die Analyse einbezogen werden, die das Ruinenmotiv unter der gänzlich anderen geschichtlichen Erfahrung des Zweiten Weltkriegs einbeziehen.
Als Gegenentwurf zum aufklärerischen Fortschrittsoptimismus entstehen im 19. Jahrhundert die ersten literarischen Dystopien. Der idealtypischen Gesellschaftsordnung der Utopie stellen Dystopien zukunftspessimistische Szenarien entgegen, deren zentrale Merkmale – scharfe Klassengegensätze, totalitäre Regime, repressive Überwachungsapparate – stets als kritische Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen gesellschaftlichen Tendenzen zu verstehen sind. Die Interpretation und Analyse von Alfred Kubins Die andere Seite (1909), Arno Schmidts Die Gelehrtenrepublik (1957) und Juli Zehs Corpus Delicti (2009) wird die Gelegenheit bieten, verschiedene literaturwissenschaftliche Theorien wie die Psychoanalytische Literaturinterpretation, die Raumtheorie und die Diskursanalyse zu erproben. Um die mediale Perspektive zu erweitern, wird auch die dystopische Fernsehserie Black Mirror (2011ff.) in die Seminararbeit einbezogen.
Dass der ›Familie‹ im Werk Thomas Manns eine zentrale Rolle zukommt, ist zunächst biographisch begründet: Mann entstammte einer traditionsreichen Lübecker Kaufmannsfamilie und war selbst das Oberhaupt einer vielköpfigen Künstlerfamilie. Über diesen biographischen Hintergrund hinaus bildet das Themenfeld ›Familie‹ in Manns Werken einen Schnittpunkt biologischer, medizinischer, juristischer, philosophischer und religiöser Diskurse, deren Zusammenspiel vor allem durch Manns vielschichtige Auseinandersetzung mit Schopenhauer, Wagner und Nietzsche bestimmt ist. Im Zentrum der Seminararbeit werden mit Thomas Manns erstem Roman Buddenbrooks (1901) und letztem vollendetem Roman Der Erwählte (1951) zwei Texte stehen, die dem Genre des Familienromans angehören und exemplarisch für Manns Früh- und Spätwerk sind.
Die Bilderflut der digitalen Medien, die Bildgebungsverfahren in den Naturwissenschaften und die Überwachungsbilder der Kontrollgesellschaften belegen die Dominanz visueller Medien in der modernen Alltagskultur. In vielen literarischen Texten, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind, ist dieser ›iconic turn‹ durch die Kombination visueller und textlicher Medien greifbar. Gegenstand der Seminararbeit werden u.a. Werke von Max Frisch, W.G. Sebald, Rolf Dieter Brinkmann, Kathrin Röggla und Nicolas Mahler sein, wobei das Spektrum von konventionellen Bild-Text-Kombinationen über experimentelle Collagen bis zur Verschmelzung beider Medien im Comic bzw. Manga reichen wird.
Die bis zum heutigen Tag ungebrochene Faszinationskraft, die von Franz Kafkas Werken ausgeht, belegen die medialen Transformationen seiner Texte in die unterschiedlichsten Gattungen wie den Film, den Comic und die Oper. Diese Transformationen sind immer auch Interpretationen von Kafkas Texten. Im Zuge des Medienwechsels werden Leerstellen gefüllt und Vieldeutigkeiten vereindeutigt, zugleich kann dieser aber auch neue Deutungsdimensionen eröffnen. Im Zentrum des Seminars stehen die verschiedenen medialen Transformationen von Kafkas Erzählung Die Verwandlung sowie weiterer kürzerer Erzählungen wie Das Urteil und In der Strafkolonie. Die Seminararbeit soll gleichzeitig die Gelegenheit dazu bieten, in die Film- und Comicanalyse einzuführen.
Migration und Identität stehen in einem Spannungsverhältnis: Hybridität tritt an die Stelle von statischen Identitäten, dritte Räume an die Stelle binärer und hierarchischer Oppositionen. Im Mittelpunkt der Seminararbeit stehen mit Franz Kafkas Romanfragment Der Verschollene, W.G. Sebalds Roman Austerlitz und Shaun Tans Graphic Novel The Arrival drei Werke, die trotz ihrer unterschiedlichen Entstehungszeiten, historischen Hintergründe und medialen Präsentationsformen vergleichbare Fragestellungen erlauben: Welchen Einfluss haben historische Diskurse auf Migration und Identität? Auf welche Weise bestimmen Faktoren wie Macht und Raum die Identität? Welche Bedeutung haben Speichermedien wie Fotografie und Film für Identität und Gedächtnis? Methodische Ansätze wie die Transkulturalität, die Raumtheorie und die Intermedialität sollen eine Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen ermöglichen.
Im 19. Jahrhundert setzt im Zuge der Industrialisierung und der Globalisierung ein bis zum heutigen Tag noch nicht abgeschlossener Modernisierungsschub aller Lebensbereiche ein. Diese »Verwandlung der Welt«, um eine Formulierung des Historikers Jürgen Osterhammel zu verwenden, führt auch zu einem grundsätzlichen Wandel in der Naturwahrnehmung. Die ästhetische Überhöhung der Natur als Rückzugsraum und ihre ökonomische Reduktion auf eine bloße Ressource sind zwei sich gegenseitig bedingende Phänomene. Im Seminar soll die Wandlung des Naturbildes im 19. Jahrhundert nachvollzogen werden, wobei der Schwerpunkt auf realistischen Texten wie Wilhelm Raabes Pfisters Mühle und Theodor Storms Der Schimmelreiter liegen wird.
Mit seinem Novellenzyklus Das Sinngedicht folgt Gottfried Keller dem Modell von klassischen Texten der europäischen Erzählliteratur wie Boccaccios Il Decamerone und Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, da in die Rahmenhandlung Binnengeschichte von verschiedenen Erzählern integriert sind. Im Zentrum dieser Erzähleinlagen steht das spannungsreiche Verhältnis zwischen den Geschlechtern, wobei die Konflikte durch soziale oder ethnische Differenzen zwischen den Hauptfiguren verschärft werden. Kellers Novellen bieten sich dazu an, verschiedene diskursanalytisch orientierte Methoden wie die Gender Studies oder die Postkoloniale Literaturwissenschaft zu erproben.
Heinrich Heine gilt gleichermaßen als Vollender wie Überwinder der Romantik. Seine Auseinandersetzung mit der romantischen Literatur vollzieht sich dabei auf zwei Ebenen: Zum einen greift Heine insbesondere in seiner Lyrik Topoi der Romantik auf, um diese ironisch zu verfremden; zum anderen hat sich Heine in seiner Schrift Die romantische Schule kritisch – oft sogar polemisch – mit den Vertretern der romantischen Literatur auseinandergesetzt und damit zugleich einen der ersten literaturgeschichtlichen Texte deutscher Sprache verfasst. Um Heines ambivalentes Verhältnis zur Romantik differenziert zu analysieren, werden nicht nur zentrale Werke Heines, sondern auch Schlüsseltexte der Romantik von Novalis, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano und E.T.A. Hoffmann Gegenstand der Seminararbeit sein.
Die koloniale Unterwerfung weiter Teile der Erde durch die europäischen Mächte erreichte während des ›langen‹ 19. Jahrhunderts zwischen der Französischen Revolution und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihren Kulminationspunkt. Auch in der deutschsprachigen Literatur wurde diese Entwicklung trotz der verhältnismäßig späten Beteiligung Deutschlands an der Kolonialisierung umfassend reflektiert, wie im Seminar anhand von Kleists Erzählung Die Verlobung in St. Domingo, Kellers Novelle Pankraz, der Schmoller sowie weiterer ausgewählter Texte gezeigt werden soll. Den methodischen Schwerpunkt bildet die (post)koloniale Literaturwissenschaft, in die das Seminar anhand der Lektüre von Grundlagentexten einführen möchte, wobei auch der Vergleich zu anderen maßgeblichen literaturwissenschaftlichen Methoden wie der Hermeneutik, der Diskursanalyse und der Gender Studies gezogen werden soll.
Unter dem Einfluss des philosophischen Idealismus, der Literatur der Empfindsamkeit und der Genieästhetik entsteht im 18. Jahrhundert das Bild des genialen Künstlers, der sich als ›Wanderer‹ imaginiert und als Außenseiter der Gesellschaft in unüberbrückbarem Gegensatz zum sesshaften Bürger oder Philister steht, teilweise auch mit dem Dämonischen oder Wahnhaften in Berührung kommt. Das Seminar verfolgt das Motiv am Beispiel von romantischen, nachromantischen, realistischen und modernen Künstlernovellen und Prosaskizzen von Eichendorffs Taugenichts, über E.T.A. Hoffmanns Rat Krespel, Mörikes Mozart, Grillparzers Spielmann, Hesses Knulp, Thomas Manns Tonio Kröger bis zu Gestaltungen bei Heinrich Mann, Helene Böhlau, Peter Altenberg, Robert Walser und Thomas Bernhard.
Zusammen mit den beiden Teilen der Faust-Tragödie Goethes stellt Schillers dreiteiliges Drama Wallenstein den bedeutendsten Beitrag der Weimarer Klassik zur dramatischen Gattung dar. Wie die meisten Geschichtsdramen Schillers spielt auch Wallenstein in der frühen Neuzeit und beleuchtet mit dem Dreißigjährigen Krieg eine der großen Katastrophen der europäischen Geschichte. Im Mittelpunkt der Seminararbeit soll Schillers Geschichtsauffassung stehen, die der Autor auch in historischen Schriften wie seiner Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte und seiner Geschichte des Dreißigjährigen Krieges entwickelte. Zudem sollen die ästhetischen Schriften Schillers in die Analyse und Interpretation des Dramas einbezogen werden, wobei seiner Ästhetik des Erhabenen besondere Bedeutung zukommt.
Die Seminarteilnehmer werden gebeten, sich die im deutschen Klassikerverlag erschienene Taschenbuchausgabe des Dramas zu beschaffen.
Aus dem Plan Gottfried Kellers, »einen traurigen kleinen Roman zu schreiben über den tragischen Abbruch einer jungen Künstlerlaufbahn«, entstand mit Der Grüne Heinrich einer der bedeutendsten Romane des Realismus. Diesen Status verdankt der erstmals 1854/55 erschienene Text nicht zuletzt seiner großen Themenvielfalt: Der autobiographische Gehalt des Romans, seine Darstellung der kindlichen Psychologie, seine von der Philosophie Feuerbachs inspirierte Religionskritik und seine im Anschluss an die Weimarer Klassik entwickelte Kunstauffassung sollen im Mittelpunkt der Seminararbeit stehen. Die subjektive und stark autobiographisch geprägte Erstfassung des Romans mit ihrem »zypressendunkeln Schlusse« arbeitete Keller ein Vierteljahrhundert nach ihrem Erscheinen zu einer um mehr Objektivität bemühten Zweitfassung um, so dass ein Vergleich zwischen diesen beiden Fassung sehr aufschlussreich im Hinblick auf Kellers Poetik ist.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit steht Theodor Fontanes Roman Effi Briest, deren Protagonistin an den Ehr- und Moralvorstellungen der preußischen Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts zerbricht.
Zur Analyse und Interpretation dieses Textes werden im Seminar mit der Hermeneutik, dem Gender Studies und der Postkolonialen Literaturtheorie drei maßgebliche literaturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kommen, die in einem interessanten Spannungsverhältnis zueinander stehen. Die methodische Auseinandersetzung mit Fontanes Text begleitet ein seminarübergreifend konzipiertes, interaktives eLearning-Modul.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit steht Franz Kafkas Romanfragment Das Schloß, dessen Protagonist, der Landvermesser K., mit einem übermächtigen und undurchschaubaren Verwaltungsapparat konfrontiert wird. Zur Analyse und Interpretation dieses Textes werden im Seminar mit der Hermeneutik, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und der Diskursanalyse drei maßgebliche literaturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kommen, die in einem interessanten Spannungsverhältnis zueinander stehen. Die methodische Auseinandersetzung mit Kafkas Text begleitet ein seminarübergreifend konzipiertes, interaktives eLearning-Modul.
Die gestiegene Wertschätzung der lange Zeit als trivial angesehenen Kunstform Comic dokumentieren die in den letzten Jahren vermehrt entstandenen Comic-Adaptionen literarischer Texte. Das Fachmodul »Graphisches Erzählen: Comic-Adaptionen literarischer Texte« setzt sich aus zwei Seminaren zusammen. Im ersten, theoretisch ausgerichteten Seminar arbeiten wir uns in die Geschichte und Theorie des Comics sowie in zentrale Fragestellungen der Intermedialitätstheorie und der Narratologie ein und hören Vorträge von Gastreferenten zu Webcomics und Comicrezensionen. Im zweiten Seminar steht der Vergleich zwischen den Comic-Adaptionen mit den ihnen zugrundeliegenden literarischen Texten im Mittelpunkt. So werden wir uns zum Beispiel zunächst mit Goethes Drama Faust I auseinandersetzen, um dann die Graphic Novel Faust des Comiczeichners Flix zu analysieren.
Im Anschluss an die beiden Seminare findet vom 5. bis 7. März 2014 eine wissenschaftliche Tagung statt, an deren Organisation und Durchführung die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer beteiligt sind. Wesentliches Ziel dieser Tagung ist es, eine gemeinsame Plattform für den Austausch zwischen Studierenden, Comicforschern und -zeichnern über das Medium Comic anzubieten.
Die koloniale Unterwerfung weiter Teile der Erde durch die europäischen Mächte erreichte während des ›langen‹ Jahrhunderts zwischen der Französischen Revolution und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihren Kulminationspunkt. Auch in der deutschsprachigen Literatur wurde diese Entwicklung trotz der verhältnismäßig späten Beteiligung Deutschlands an der Kolonialisierung umfassend reflektiert, wie im Seminar anhand von Kleists Erzählung Die Verlobung in St. Domingo, Heines Versepos Vitzliputzli, Kellers Novelle Pankraz, der Schmoller sowie weiterer ausgewählter Texte aus dem 19. Jahrhundert gezeigt werden soll.
Den methodischen Schwerpunkt bildet die (post)koloniale Literaturwissenschaft, in die das Seminar anhand der Lektüre von Grundlagentexten einführen möchte, wobei auch der Vergleich zu anderen maßgeblichen literaturwissenschaftlichen Methoden wie der Hermeneutik und der Diskursanalyse gezogen werden soll.
Entstanden wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg bzw. wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig und Wolfgang Koeppens Roman Der Tod in Rom zwei nicht nur durch den Titel, sondern auch durch zahlreiche intertextuelle Verweise unmittelbar aufeinander bezogene Texte. Beide Werke sind als umfassende Analysen der Gesellschaften ihrer Entstehungszeit zu lesen und stellen dabei insbesondere die Frage nach der moralischen Verantwortung des Künstlers.
Zur Analyse und Interpretation dieses Textes werden mit der Hermeneutik, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und der Intertextualität drei maßgebliche literaturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kommen, in die das Seminar anhand der Lektüre von Grundlagentexten zugleich einführen möchte.
Im Werk des eng mit Goethe befreundeten Autors Karl Philipp Moritz (1756-1793) kreuzen sich die pädagogischen, theologischen, psychologischen und anthropologischen Diskurse aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Moritz partizipierte an den Epochen Aufklärung, Sturm und Drang sowie Weimarer Klassik und gab als Lehrer Wackenroder und Tiecks Impulse an die Frühromantik weiter. Im Mittelpunkt des Seminars wird Moritz’ autobiographisch geprägter Roman Anton Reiser (1785/90) stehen, der vor dem Hintergrund von Moritz’ Schriften zur Erfahrungsseelenkunde und Autonomieästhetik, aber auch im Vergleich mit Goethes Romanentwurf Wilhelm Meister theatralische Sendung gelesen werden soll.
Wie kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts hat Franz Kafka die Forschung zur Anwendung der unterschiedlichsten literaturwissenschaftlichen Methoden herausgefordert. Im Mittelpunkt der Seminararbeit soll Franz Kafkas Der Prozeß stehen. Kafkas zweites Romanfragment schildert die verstörende Konfrontation des Protagonisten Josef K. mit einem übermächtigen und undurchschaubaren Justizapparat. Zur Analyse und Interpretation dieses Textes werden im Seminar mit der Hermeneutik, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und der Diskursanalyse drei maßgebliche literaturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kommen, die in einem interessanten Spannungsverhältnis zueinander stehen. Zur Einführung in diese Methoden werden Grundlagentexte u.a. von Hans-Georg Gadamer, Sigmund Freud und Michel Foucault gelesen.
Die von Heinrich Heine rückblickend als »Goethesche Kunstperiode« bezeichnete Zeit von 1770 bis 1830 bildet keinesfalls eine Einheit, sondern umfasst die höchst unterschiedlichen Epochen des Sturm und Drang, der Weimarer Klassik und der Romantik. Das Seminar möchte anhand der überaus reichhaltigen lyrischen Produktion dieser Zeit mit den wichtigsten ästhetischen und poetologischen Konzepten der genannten Epochen vertraut machen und dabei auch in die Interpretation lyrischer Texte einführen. Neben der Lyrik Goethes sollen dabei Gedichte von Schiller, Hölderlin, Novalis, Brentano, Eichendorff und Heine im Zentrum der Seminararbeit stehen.
Die Novelle gilt als die strengste Form der epischen Kurzgattungen. Entstanden in Italien an der Wende vom Mittelalter zur Renaissance (Novellino, Boccaccio: Decamerone), begann sich die Novelle in Deutschland erst durch die Gattungsbeiträge Goethes (Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Novelle) von den romanischen Vorbildern zu lösen, um vor allem in der Romantik und im Realismus zu einer der zentralen Erzählgattungen zu werden. Das Seminar möchte die Entwicklung dieser Gattung vom späten 18. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert nachzeichnen. Die Analysen ausgewählter Novellen sollen zudem die Gelegenheit bieten, grundlegende Begriffe der Erzähltextanalyse anzuwenden, die epochenspezifischen Merkmale der jeweiligen Texte herauszuarbeiten sowie die Gattung Novelle von anderen epischen Kurzformen (Märchen, Legende, Sage, Fabel, Anekdote, Schwank, Kalender- und Kurzgeschichte) abzugrenzen.
Ab dem 19. Jahrhundert läßt sich von einer zusammenhängenden Literaturgeschichte der deutschsprachigen Schweiz sprechen, die insbesondere durch drei herausragende Vertreter, Jeremias Gotthelf, Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Meyer, initiiert wurde. Im Mittelpunkt des Seminars steht Kellers Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla, der mit seiner Spannung von realistischer und märchenhafter Darstellung besonders dazu einlädt, Epochenzusammenhänge zu verdeutlichen und zu problematisieren.
Ödipus, Moses, Tristan – einige der bekanntesten Figuren die Weltliteratur haben eine auffällige Gemeinsamkeit: Sie sind als Findelkinder nicht bei ihren biologischen Eltern aufgewachsen. Die weite Verbreitung dieses Motivs ist sicherlich darauf zurückzuführen, daß mit ihm die elementare Frage nach der Identität verbunden ist.
Im Seminar soll zunächst anhand der genannten ›klassischen‹ Findelkinder eine Geschichte des Motivs erarbeitet werden, bevor mit Thomas Manns Roman Der Erwählte (1951), Hans-Ulrich Treichels Erzählung Der Verlorene (1999) und W. G. Sebalds Roman Austerlitz (2001) drei Texte des 20. bzw. 21 Jahrhunderts im Zentrum der Seminararbeit stehen werden. Hierbei sollen in den anderen Veranstaltungen des Moduls B2-2 »Theorien, Methoden und Geschichte der Literatur« bereits vorgestellte oder erprobte Methoden wie Hermeneutik, psychoanalytische Literaturwissenschaft, Diskursanalyse und Intertextualität vertieft werden. Einen Schwerpunkt werden zudem Theorien des Erzählers und der Autorschaft bilden.
Wie kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts hat Franz Kafka die Forschung zur Anwendung der unterschiedlichsten literaturwissenschaftlichen Methoden herausgefordert. Im Mittelpunkt der Seminararbeit soll Franz Kafkas Der Verschollene stehen. Kafkas erstes Romanfragment schildert die verstörende Reise des 16jährigen Karl Rossmann durch Amerika, die den Protagonisten von New York in das phantasmagorische Naturtheater von Oklahoma führt.
Zur Analyse und Interpretation dieses Textes werden im Seminar mit der Hermeneutik, der psychoanalytischen Literaturwissenschaft und der Diskursanalyse drei maßgebliche literaturwissenschaftliche Methoden zur Anwendung kommen, die in einem interessanten Spannungsverhältnis zueinander stehen. Zur Einführung in diese Methoden werden Grundlagentexte u.a. von Hans-Georg Gadamer, Sigmund Freud und Michel Foucault gelesen.
Heinrich Heine gilt gleichermaßen als Vollender wie Überwinder der Romantik. Heines Auseinandersetzung mit der romantischen Literatur vollzieht sich dabei auf zwei Ebenen: Zum einen greift Heine insbesondere in seiner Lyrik Topoi der Romantik auf, um diese ironisch zu verfremden; zum anderen hat sich Heine in seiner Schrift Die romantische Schule kritisch – oft sogar polemisch – mit den Vertretern der romantischen Literatur auseinandergesetzt und damit zugleich einen der ersten literaturgeschichtlichen Texte deutscher Sprache verfasst. Um Heines ambivalentes Verhältnis zur Romantik differenziert zu analysieren, werden nicht nur zentrale Werke Heines, sondern auch Schlüsseltexte der Romantik von Novalis, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano und E.T.A. Hoffmann Gegenstand der Seminararbeit sein.
Das Seminar bietet die Gelegenheit, die in der Vorlesung B1-2-1 »Einführung in die Literaturwissenschaft mir Schwerpunkt Gattungspoetik« vermittelten Grundbegriffe selbständig auf Textbeispiele aller drei poetischen Gattungen anzuwenden und die Lösung von Aufgaben, wie sie in der Abschlussklausur gestellt werden, zu erproben. Einen thematischen Schwerpunkt der Seminararbeit bildet die Figur des Rebellen in der deutschsprachigen Literatur. Die Teilnehmenden werden gebeten, sich die folgenden Texte zu besorgen:
– Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen (RUB 71)
– Friedrich Schiller: Wilhelm Tell (RUB 12)
– Thomas Bernhard: Heldenplatz (st 2474)
– Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (RUB 218)
– Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen (RUB 2253)
– Hermann Hesse: Klein und Wagner (st 116)
Das Seminar bietet die Gelegenheit, die in der Vorlesung B1-2-1 »Einführung in die Literaturwissenschaft mir Schwerpunkt Gattungspoetik« vermittelten Grundbegriffe selbständig auf Textbeispiele aller drei poetischen Gattungen anzuwenden und die Lösung von Aufgaben, wie sie in der Abschlussklausur gestellt werden, zu erproben. Einen thematischen Schwerpunkt der Seminararbeit bildet die Figur des Künstlers in der deutschsprachigen Literatur. Die Teilnehmenden werden gebeten, sich die folgenden Texte zu besorgen:
– Johann Wolfgang Goethe: Torquato Tasso (RUB 88)
– Friedrich Dürrenmatt: Der Meteor (detebe 23049)
– Thomas Bernhard: Der Theatermacher (st 1554, Kopie wird zur Verfügung gestellt)
– E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf (RUB 101)
– Georg Büchner: Lenz (RUB 8210)
– Thomas Mann: Tonio Kröger (Fischer Taschenbuch)
Das Seminar bietet die Gelegenheit, die in der Vorlesung B1-2-1 »Einführung in die Literaturwissenschaft mir Schwerpunkt Gattungspoetik« vermittelten Grundbegriffe selbständig auf Textbeispiele aller drei poetischen Gattungen anzuwenden und die Lösung von Aufgaben, wie sie in der Abschlussklausur gestellt werden, zu erproben.
Goethes Die Leiden des jungen Werther war einer der großen literarischen Erfolge des 18. Jahrhunderts. Der Briefroman löste nicht nur eine Werther-Mode aus – einige junge Männer verübten sogar nach dem literarischen Vorbild Selbstmord –, sondern hinterließ auch in der deutschsprachigen Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts tiefe Spuren. Neben Die Leiden des jungen Werther sollen im Seminar drei weitere Texte gelesen werden, die von Goethes Briefroman exponierte Themen wie die unglückliche Liebe, die Reflexion über das Medium Brief, die Kritik an der gesellschaftlichen Realität und die Dilettantismus-Problematik aufgreifen und variieren: Friedrich Hölderlins Briefroman Hyperion, Gottfried Kellers Novelle Die mißbrauchten Liebesbriefe und Thomas Bernhards Roman Der Untergeher. Diese Arbeit wird gleichzeitig die Gelegenheit bieten, anhand der Lektüre von Grundlagentexten in drei maßgebliche Methoden der Literaturwissenschaft einzuführen: in die Hermeneutik, den Strukturalismus und die Intertextualität.
Dieses BA-Seminar ergänzt die Epochenvorlesung »Bürgerlicher Realismus« durch die Beschäftigung mit Gottfried Keller, einem der wichtigsten Vertreter der Epoche. Im Mittelpunkt des Seminars steht Kellers Novellenzyklus Die Leute von Seldwyla, der mit seiner Spannung von realistischer und märchenhafter Darstellung besonders dazu einlädt, Epochenzusammenhänge zu verdeutlichen und zu problematisieren. Gottfried Kellers Lyrik, seine Auseinandersetzung mit der Philosophie Feuerbachs und die Rezeption Kellers in der deutschsprachigen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts sind weitere Schwerpunkte der Seminararbeit.
Zudem werden anhand von praxisnahen Übungen Techniken literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Bibliotheksbenutzung, Bibliographieren, Online-Recherchen, Umgang mit Literaturgeschichten, Handwörterbüchern, Lexika und Sekundärliteratur) vermittelt.
Das Grundseminar möchte mit Hermeneutik, psychoanalytischer Literaturwissenschaft und Gender-Studies in drei maßgebliche Methoden der Literaturwissenschaft einführen, die in einem interessanten Spannungsverhältnis zueinander stehen. Hierzu sollen Grundlagentexte u.a. von Hans-Georg Gadamer, Sigmund Freud und Judith Butler gelesen werden. Die hierdurch erworbenen theoretischen Kenntnisse sollen dann in Interpretationen von Ingeborg Bachmanns 1971 erschienenem Roman Malina angewendet werden.
Anhand von praxisnahen Übungen sollen in diesem Seminar Techniken literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Bibliotheksbenutzung, Bibliographieren, Online-Recherchen, Umgang mit Literaturgeschichten, Handwörterbücher, Lexika und mit Sekundärliteratur, Lesen und Exzerpieren etc.) vermittelt werden.
Die Seminararbeit bietet die Gelegenheit, die in der Vorlesung »Einführung in die Literaturwissenschaft mir Schwerpunkt Gattungspoetik« vermittelten Grundbegriffe selbstständig auf Textbeispiele aller drei poetischen Gattungen anzuwenden und die Lösung von Aufgaben, wie sie in der Abschlussklausur gestellt werden, zu erproben.
Im Laufe des Semesters werden folgende Texte behandelt:
– Andreas Gryphius: Catharina von Georgien. Oder bewehrete Beständigkeit.
– Johann Wolfgang von Goethe: Iphigenie auf Tauris
– Georg Büchner: Woyzeck
– Johann Wolfgang von Goethe: Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten
– Franz Werfel: Eine blaßblaue Frauenschrift
– Wolfgang Koeppen: Der Tod in Rom
Die Literatur des Jahrhunderts von 1600 bis 1700 wirkt auf moderne Leserinnen und Leser häufig fremd und scheint sich spontaner Lektüre zu entziehen. Das Seminar will jedoch versuchen zu vermitteln, dass gerade in dieser Fremdheit auch der spezifische Reiz dieser Literatur begründet liegt, zumal sie stets menschliche Grunderfahrungen wie Krieg und Frieden, Ernst und Spiel, Vergänglichkeit und Liebe thematisiert.
Hierzu sollen exemplarische Texte der drei Gattungen untersucht werden: zunächst die Lyrik mit einem Schwerpunkt auf der Sonettistik, sodann Dramen von Gryphius und Lohenstein; schließlich wird mit Grimmelshausens Roman Simplicissimus Teutsch einer der vielschichtigsten und interessantesten Prosatexte der deutschen Literatur Gegenstand der Seminararbeit sein.
Anhand der Interpretation zentraler Texte will das Seminar die Vielschichtigkeit des literarischen Lebens im Wien der Jahrhundertwende offenlegen. Dabei sollen auch Parallelen aufgezeigt werden, welche die Literatur der Wiener Moderne mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds und den zeitgleichen Entwicklungen in Musik und bildender Kunst aufweist.